Wunschfahrt zum Friedhof

Am frühen Morgen treffen sich unsere beiden westfälischen Wunscherfüllerinnen Magdalene und Elke am Standort Münster. Heute soll es nach Paderborn gehen, um Maria einen letzten großen Wunsch zu erfüllen: Sie möchte so gerne noch einmal zum Grab ihrer vor zwei Jahren – im Alter von nur 8 Jahren – verstorbenen Enkelin nach Münster.

„Auf der Palliativstation in Paderborn angekommen, werden wir schon freudig von Sabine, der heutigen Begleitung von Maria, in Empfang genommen. Auch das Team und die Oberärztin freuen sich für Maria, dass ihr Wunsch heute endlich in Erfüllung geht. Maria ist aufgeregt, als der Wünschewagen startklar ist. Es werden noch Fotos von der Abfahrt gemacht und los geht es Richtung Münster. Unserem Fahrgast sind die Anspannung und Anstrengung anzumerken – gut, dass sie auf der Fahrt ein bisschen schläft.

Als wir am Friedhof in Münster ankommen, werden wir von den Mitarbeiter:innen des Friedhofs und dem Pfarrer sehr herzlich begrüßt und eingewiesen. Es ist sofort eine sehr schöne Atmosphäre zu spüren, das Grab ist liebevoll geschmückt und gestaltet. Der Pfarrer spricht einen Segen und erzählt über das kurze Leben der Kleinen. Maria legt Blumen nieder und zündet eine Kerze an. Irgendwie ist die ganze Situation sehr friedvoll und trotz der Trauer auch schön. Wir beten alle gemeinsam, die Sonne scheint auf das Grab und spiegelt sich in den vielen Bildern und Motiven, die die letzte Ruhestätte schmücken. Maria verabschiedet sich noch einmal von ihrer kleinen Enkelin und hofft, dass sie sich bald wiedersehen… Alle sind berührt und die Besitzerin des Friedhofsblumengeschäfts bindet spontan einen Blumenstrauß für Maria, den sie ihr zum Abschied als Erinnerung an diesen Tag schenkt.

Jetzt machen wir ein wenig Pause und suchen uns eine schattige Bank. Marias Begleitung hat etwas zur Stärkung für alle mitgebracht. Auch hier ist das Team des Friedhofs wieder sehr zuvorkommend. Obwohl an diesem Tag viel los ist, wird für uns der wie ein Wintergarten gestaltete Bereich der Trauerhalle frei gemacht und wir dürfen uns dort ein wenig zurückziehen. Ein Picknick in einer Trauerhalle – das ist auch für uns eine Premiere. Es wird eine Bank zu einem Tisch umfunktioniert und die selbstgemachten Speisen werden zu einem sehr liebevollen Buffet hergerichtet. Maria erzählt aus ihrem Leben und von ihrer Enkelin.

Wir erleben eine erstaunliche Verwandlung unseres Fahrgastes: Nichts ist mehr zu sehen von den angespannten und strengen Gesichtszügen vom Morgen. Nein, Maria sieht zufrieden und glücklich aus. Das ist auch auf der Rückfahrt zu spüren. Maria erzählt die ganze Zeit, es werden Fotos angesehen und Nachrichten verschickt, von Müdigkeit keine Spur.

Für uns alle war es ein sehr emotionaler und inspirierender Tag. Wir haben ganz außergewöhnliche Menschen kennenlernen dürfen und obwohl der Anlass traurig war, haben alle diesen Tag als Bereicherung empfunden. Sowohl Maria und ihre Begleitung als auch wir als Wunscherfüllerinnen werden diesen Tag nie vergessen.“