Einmal noch das Meer sehen

„Im Münsterland ist es an diesem Oktobermorgen noch grau, die Straßen sind feucht und wir können uns nicht vorstellen, dass der Tag an der Nordsee doch ein sonniger werden könnte. Wir, Frank, Chris und ich, fahren mit dem ASB-Wünschewagen zu Gerhard*.

Noch vor mehr als zwei Jahren hielt sich der sportbegeisterte Anfang 60-Jährige regelmäßig am Wasser auf. Auf Rügen direkt am Strand campend, war seine große Passion der Wassersport. Kitesurfing und häufige Besuche im Fitnessstudio hielten ihn fit.

Und dann wurde er von einer heimtückischen neurologischen Erkrankung betroffen, die nicht nur seine Bewegungsfähigkeit, sondern auch sämtliche Organe beeinträchtigt. Nun ist er auf Hilfe in allen Lebenslagen angewiesen und verbringt die Stunden im Rollstuhl. Aber einmal noch an den Strand, einmal noch das Meer sehen. Diesen – seinen – Wunsch wollen wir heute erfüllen. 

Mit von der Partie ist seine Lebensgefährtin und gemeinsam geht die Fahrt Richtung Küste. An diesem Samstag sind die Straßen und Autobahnen recht voll, so dass wir unseren Zeitplan nur mit Mühe einhalten können. Doch schließlich erreichen wir Dangast.

Die Sonne scheint und lässt das Meer silbrig glitzern. Die Flut hat gerade ihren höchsten Punkt überschritten und langsam setzt die Ebbe ein. Freunde unseres Fahrgastes begrüßen uns ebenfalls vor Ort. Da alle recht hungrig sind, geht es direkt in das gemütlich am Strand liegende Restaurant ‚Heewen', wo für uns ein großer Tisch reserviert wurde. Die Stimmung lockert zunehmend auf und auch der eingangs sehr stille Gerhard kann aufgrund der Witze und lustigen Geschichten ein Lachen nicht zurückhalten.

Gut gestärkt macht sich unsere kleine Gruppe nach dem Mittagessen auf zu einem Strandspaziergang. Dieser gestaltet sich schwieriger als gedacht, zumal die strandnahen Wege recht heftig mit Schlamm und Sand verdreckt sind, was das Vorankommen mit dem Rollstuhl etwas mühselig werden lässt. So ist es nicht verwunderlich, dass am Ende des Strandspaziergangs und nach einem stillen Abschied vom Meer noch der Besuch einer Imbissbude ansteht, wo Fischbrötchen in größerer Menge erworben werden.

Der Sonntag ist schon recht weit fortgeschritten und der Wünschewagen begibt sich auf die Fahrt nach Hause, wo wir in den frühen Abendstunden ankommen. Der Glanz in den Augen unseres Fahrgastes, spricht von so viel Zufriedenheit und Dankbarkeit, dass wir Wunscherfüller ihn sicher nicht vergessen werden." 

Ein Bericht unseres westfälischen Wunscherfüllers Harald Käppeler.

*Name geändert