Noch einmal für ein paar Stunden nach Hause…

„Rosemarie war schon immer eine Frohnatur, mit Schalk im Nacken und dem Herz am richtigen Fleck. Doch die letzten Wochen haben ihr zu schaffen gemacht. Viele lange Klinikaufenthalte und die fortschreitende Erkrankung erlaubten es ihr nicht mehr, in die eigenen vier Wände zurückzukehren. Und so äußerte sie den bescheidenen Wunsch, noch einmal für ein paar Stunden nach Hause fahren zu können.

Dafür fuhren wir mit unserem Wünschewagen nach Eutin, um Rosemarie aus dem Pflegeheim abzuholen. Freudig wurden wir von der Tochter und dem Schwiegersohn begrüßt, die uns aber auch mitteilten, dass sie Zweifel hätten, ob die Fahrt überhaupt gelingen würde, da es Rosemarie nicht so gut ginge. Als wir zu Rosemaries Zimmer kamen, standen dort zwei Freundinnen, die gar nichts von der geplanten Wunschfahrt wussten, aber trotzdem noch kurz ‚Hallo‘ sagen wollten.

Rosemarie begrüßte uns Wunscherfüllerinnen und auch ihre Freundinnen herzlich, teilte uns aber auch gleich mit, dass sie keinen so guten Tag hätte und nicht wisse, ob sie die Tour schaffe. Wir machten ihr Mut und versicherten ihr, dass wir alles bestmöglich für sie arrangieren. Natürlich sagten wir ihr auch, dass wir jederzeit die Fahrt abbrechen könnten, wenn sie das Gefühl habe, es ginge nicht. Und so folgte dann ein ‚Okay, wir versuchen es.‘

Wir machten es Rosemarie also auf der Trage bequem und waren startklar. Vorher kamen ihre beiden Freundinnen noch einmal in den Wagen, um sich von Rosemarie zu verabschieden und ihr einen schönen Tag zu wünschen. Wir nutzten die Gunst der Stunde, knipsten mit unserer Kamera ein tolles Erinnerungsfoto und druckten es gleich für alle mit unserem Drucker aus. Die Freude war da schon riesengroß!

Und dann ging auch die Fahrt endlich los. Es waren nur gute zehn Kilometer in das kleine beschauliche Dörfchen in der Holsteinischen Schweiz, in dem Rosemarie mehrere Jahrzehnte zu Hause war. Die Tochter fuhr im Wünschewagen mit, der Schwiegersohn fuhr separat. Zuhause wurde Rosemarie dann noch von ihrem Ehemann und zwei weiteren Töchtern empfangen – später kam auch noch die Enkeltochter dazu. Die Fahrt hatte Rosemarie sehr angestrengt und wir beschlossen erstmal gemeinsam mit der Familie, Rosemarie mit einem Rollstuhl ins Haus zu bringen. Blass und angeschlagen sah sie zu dem Zeitpunkt aus und wir machten der Familie den Vorschlag, dass sie erst einmal gemeinsam Zeit mit Rosemarie im Familienverbund und vor allem in Ruhe verbringen sollten – wir Wunscherfüllerinnen würden uns ein bisschen zurückziehen, wären aber in Rufnähe und jederzeit erreichbar.

Und so gingen wir raus und genossen in naher Umgebung die wunderschöne Natur, während Rosemarie die Zeit mit ihrer Familie in ihrem Zuhause genießen konnte. Als wir nach einer längeren Zeit zurück zum Haus kamen, wurden wir schon freudestrahlend empfangen. Rosemarie war total aufgeblüht, genoss die Zeit mit ihrer Familie in ihren eigenen vier Wänden sehr. Sie hatte rosige Wagen und leuchtende Augen – von dem angeschlagenen und kraftlosen Gesundheitszustand am Morgen war nichts mehr übrig.

Die Familie bereitete ihr eine wunderschöne Zeit, Nachbarn kamen zum ‚Hallo‘ sagen vorbei, es gab leckeres Mittagessen und später noch reichlich Kuchen, Torte, Kaffee und Tee. Rosemarie beschwerte sich gleich bei uns, dass wir zum Mittagessen nicht da gewesen waren und verdonnerte uns, nun aber zum Kaffee auf jeden Fall zu bleiben. Es gab viele spannende Geschichten aus dem Leben, es wurde viel gelacht und Rosemarie packte ihren Schalk aus und teilte aus, was das Zeug hielt. So viel Lebensfreude und Spaß – das kann man gar nicht in Worte fassen! 

Diese Wunschfahrt hat auch uns Wunscherfüllerinnen wieder einmal sehr berührt und gezeigt, wie wichtig es ist, in solchen Situationen zu versuchen, auch die scheinbar kleinsten und banalsten Wünsche zu erfüllen. Wir wünschen Rosemarie und ihrer Familie alles erdenklich Gute!“

Ein Bericht von Vera Iversen, Katharina Görl und Nicole Andresen, Wunscherfüllerinnen aus Schleswig-Holstein.