Wie aus Donnerstag Sonntag wird

Oft sind es gerade die kleinen Dinge, die am Lebensende wichtig werden und die für unsere schwerstkranken Wünschewagen-Fahrgäste unerreichbar scheinen. So unerreichbar wie für Rainer der Besuch bei seiner langjährigen Lebensgefährtin. Beide hatten sich aufgrund der Corona-Pandemie und gesundheitlicher Einschränkungen schon lange nicht gesehen.

Die Partnerin von Rainer wurde in einer Einrichtung im Erzgebirge behandelt und ein Besuch schien daher in weite Ferne gerückt. Rainer wollte unbedingt mit einem Besuch seine liebe Doris überraschen. Der Anruf mit der Bitte um kurzfristige Unterstützung erreichte das sächsische Wünschewagen-Team von der Palliativstation einer Klinik in Nordsachsen vor einigen Tagen. Natürlich sollte alles daran gesetzt werden, diesen Herzenswunsch schnell wahr zu machen.

Die Abholung von Rainer war kein Problem, aber in der Klinik in Wolkenstein bestand coronabedingt noch ein Zutrittsverbot. Doch ein Besuch im Kurpark sollte möglich sein. Aber wie konnte das mit der Überraschung überhaupt im laufenden Klinikbetrieb gehen? Streng vertraulich wurden Stationspersonal und Leitung in die geplante Wunscherfüllung eingeweiht. Alle waren begeistert von der Idee und gern bereit zu helfen. Super freundlich und spontan plante das Team gleich Zeit für Doris frei. Diese staunte zunächst, denn es war ja mitten in der Woche. „Für Sie ist heute Sonntag!“ hieß es. Als am nächsten Tag der sächsische Wünschewagen mit ihrem Mann an der Klinik im Heilbad Wolkenstein/Warmbad vorfuhr, war die Überraschung groß und die Freude riesig. Endlich konnten Doris und Rainer sich wieder in die Arme schließen!

Begleitet von Doris‘ Tochter und den ehrenamtlichen Wunscherfüllern Jacqueline und Karsten ging es dann auf einen Spaziergang in den idyllischen Kurpark. Das Paar hatte sich viel zu erzählen und genoss sichtlich die gemeinsame Zeit. Eine Runde am See machen, Enten füttern und die Blumenbeete im Park bewundern: Gerade diese selbstverständliche Normalität hatten beide wirklich vermisst. Wenigstens ein Stück davon eroberten sie sich gerade zurück. Der Rundgang im Park von Sachsens ältester Thermalquelle und der tolle Ausblick über die grüne Berglandschaft trug einiges dazu bei. Mit einem leckeren Essen zu zweit im Kurcafé ging ein schöner Tag für beide zu Ende. Der Wünschewagen musste danach leider auch wieder zurück in Richtung Heimat rollen. Verständlich, dass zum Abschied gerade bei Doris die eine oder andere Träne floss. Die letzte Umarmung fiel beiden sichtlich schwer.

Trotzdem: So einfach kann mit etwas Hilfe aus Donnerstag schnell mal Sonntag werden. Zumindest ein paar wertvolle Stunden lang für Doris und Rainer.