Jede Sekunde wird zur Ewigkeit

06.02.2020 auf der Wachkomastation des AWO Seniorenzentrums Auerbach (Vogtland): Nach intensiver Planung ist der große Tag für den Wünschewagen-Fahrgast mit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) gekommen. Seit einem Jahr wird er dort versorgt, seit ca. einem halben Jahr beatmet. Wie kann man denn unter diesen Umständen noch einmal an eine Seebrücke fahren? Natürlich mit dem Wünschewagen Sachsen!

Nach dem Treffen gegen 8 Uhr benötigte das Wünschewagen-Team einige Zeit, um seinen Fahrgast, Versorgungseinheiten (Beatmung, Sondenpumpe, Sprachcomputer), viel Gepäck und den Wünschewagen selbst mit allen möglichen Absicherungen mit Spezialrollstuhl zu verladen und in Richtung Norden zu bewegen. Unterstützt wurde das Team von Schwester Romy aus dem Seniorenzentrum Auerbach, die es sich nicht nehmen ließ, ihren Patienten auf diese Wunschfahrt zu begleiten. Mit einigen kurzen Pausen erreichte der Wünschewagen am Nachmittag die Palliativ- und Intensivpflege WG in Zinnowitz, die die Gäste sehr freundlich und unkompliziert eine Übernachtung ermöglicht haben. Herzlichen Dank für die großartige Unterstützung an das Team der Einrichtung! Nach langer anstrengender Fahrt durfte sich der weitgereiste vogtländische Besucher zunächst einmal erholen, denn keine Sekunde auf der langen Fahrt vorher waren seine Augen geschlossen. Auch Bruder und Frau des Fahrgastes waren als Überraschung dem sächsischen Wünschewagen bis Zinnowitz gefolgt und luden das Team am Abend zum Italiener ein, vielen Dank dafür an dieser Stelle.

Nach einer sehr erholsamen und ruhigen Nacht für den Wünschewagen-Fahrgast und einer nicht ganz so entspannten Nacht für Schwester Romy, die keinen Gedanken von ihm lassen konnte, startete das Team mit seinen Gästen am Morgen mit dem Wünschewagen zur Seebrücke. Die Eindrücke dort? Unbeschreiblich… zwischen Freude, Genuss, aber auch der Klarheit, dass dieser Moment voraussichtlich nie wiederkommt und darum jede Sekunde zur Ewigkeit werden sollte. Auch die Ehrenamtlichen waren ergriffen. Denn ihr Fahrgast ist auch ein wirklich besonderer Mensch, der trotz seiner schweren Erkrankung mit Beatmung und Sondenernährung einen wahnsinnigen Lebensmut ausstrahlt, sich nie beschwert und bei dem man jede Sekunde die Dankbarkeit für diese Reise gespürt hat. Wir alle können uns davon noch einiges abschauen. Unser ganz großer Respekt geht an ihn und die Angehörigen!

Sichtlich gerührt, aber glücklich, diese Zeit erlebt zu haben, verließ der Wünschewagen diesen wunderbaren Ort. Die nette Geste eines mobilen Kaffeeanbieters, allen einen Kaffee für die lange Heimfahrt zu spendieren, hat alle Mitreisenden sehr gefreut. Der Rückfahrt stand nun nichts mehr im Wege.

Gegen 20 Uhr erreichte der Wünschewagen wohlbehalten das heimatliche Vogtland und auch die Pflegedienstleiterin der Wachkomastation stand schon zum Empfang bereit. Wunderbare Eindrücke und ein kleines Fotoalbum bleiben dem Wünschewagen-Fahrgast als Erinnerung…

Das Team vom Wünschewagen Sachsen wünscht ihm und seiner Familie alles erdenklich Gute!