Eine letzte Fahrt in die alte Heimat

Auch wenn die Berichte von den letzten Wunschfahrten etwas anderes vermuten lassen: für den Wünschewagen Sachsen ging es 2020 nicht nur für Wunscherfüllungen ans Meer, sondern auch in die Berge. Für eine Wunschfahrt machten sich die sächsischen Wunscherfüller im Januar auf in Richtung Franken, nach Bad Staffelstein.

Der schwerstkranke Fahrgast stammte aus Oberfranken, wohnte aber seit langer Zeit mit der Familie im Vogtland und wünschte sich eine letzte Fahrt in die alte Heimat. Mit seiner Frau wollte er noch einmal die Landschaft genießen, eine Lieblingsgaststätte besuchen und dort sein fränkisches Lieblingsgericht essen. Außerdem stand noch ein ganz besonderer Herzenswunsch auf dem Programm…

Schon bei der Anfahrt durch die idyllische Landschaft schwelgte der Fahrgast mit seiner Frau in Erinnerungen, unsere beiden Wunscherfüller Horst und René wurden mit vielen Geschichten unterhalten. Mit einigen Pausen „zum Landschaft gucken“ kam das Team aus Sachsen schließlich nach reichlich zwei Stunden Fahrt am Reiseziel im Kurort Bad Staffelstein an. Im Gasthaus „Am Stadtturm“ sollte es sein Leibgericht geben: Fränkisches Schäufele.  Wer „Schäufele“ nicht kennt: das ist ein in Bier gebratener knuspriger Schweinebraten, der eigentlich nur in Süddeutschland bekannt ist – völlig zu Unrecht, wie inzwischen auch unsere Wunscherfüller aus dem Vogtland wissen. Bei gutem Essen, Getränken und Anekdoten aus der Jugendzeit verging die Zeit sehr schnell und sicher hätten alle noch viel Zeit in der traditionsreichen Gastwirtschaft verbringen können, aber es gab ja noch einen weiteren Programmpunkt.  Frisch gestärkt ging es nach dem Mittagessen zum wichtigsten Ziel dieser Wunschfahrt: zur Basilika Vierzehnheiligen.

Die Basilika Vierzehnheiligen ist den vierzehn Nothelfern geweiht, vierzehn Heiligen, die in besonderen Nöten helfen sollen. Sie zählt mit mehreren Hunderttausend Besuchern pro Jahr zu den bekanntesten Wallfahrtsstätten nicht nur in Bayern. Jedem, der zum ersten Mal das beeindruckende Rokoko-Bauwerk sieht, das sich über der Stadt auf einem kleinen Plateau erhebt, geht einfach das Herz auf. Die meisten Franken kennen die Basilika ohnehin seit der Schulzeit von Ausflügen oder Gottesdiensten und Wallfahrten. Allein die großartige Zweiturmfassade des fränkischen Baumeisters Balthasar Neumann lohnt den Besuch. Auch unser Fahrgast war früher mit Freunden und Familie hier gewesen und dachte gern an diese schöne Zeit zurück. Gefüllt mit so vielen persönlichen Erinnerungen waren Bad Staffelstein und die Basilika für ihn untrennbar verbunden – einfach sein Herzensort. Der kurze Fahrtweg von der Gaststätte durch den Kurort war natürlich mit unserem Wünschewagen schnell überwunden. Zum Glück konnten wir trotz Bauarbeiten auch direkt an der Basilika parken, so dass der Weg für unseren Fahrgast gut zu bewältigen war. Geparkt neben den stattlichen Türmen mit etwa 75 Meter Höhe wirkte selbst der große sächsische Wünschewagen unerwartet klein, wie man an den Fotos sehen kann.

Der erste Ausblick vom Vorplatz der Basilika über die oberfränkische Heimat war auch für unseren Fahrgast und seine Frau ein ganz besonderer Moment. Ein herzliches Dankeschön geht an den Franziskanerkonvent von Vierzehnheiligen, der uns hier so kurzfristig und unkompliziert bei der Vorbereitung des Besuchs unterstützt hat und auch unseren Wünschewagen Sachsen in die Fürbitte eingeschlossen hat. Vor allem möchten wir Bruder Daniel danken, er hat unseren Fahrgast sehr freundlich begleitet und ihm sogar eine persönliche Führung ermöglicht. Dann war auch noch genügend Zeit, um den Wunsch unseres Gastes zu erfüllen: er konnte eine Kerze anzünden, mit seiner Frau einige Momente der Stille genießen und etwas Zeit im persönlichen Gebet verweilen. Der festlich geschmückte Altarraum und die imposante Deckenausmalung haben auch unsere ehrenamtlichen Wunscherfüller besonders beeindruckt. Sie nutzten ebenfalls die Gelegenheit, die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen und einige Minuten zur Ruhe zu kommen. Sehr bewegt von diesem Besuch und erschöpft von der Aufregung des Tages ging es für unseren Fahrgast und seine Frau in Begleitung von Wunscherfüller Horst und René im Wünschewagen am Nachmittag wieder auf den Heimweg nach Plauen. Voller Dankbarkeit verabschiedete sich das Ehepaar später von unserem Team. Für alle war es eine innige und inspirierende Fahrt, die auch uns viel Kraft für unsere Arbeit geschenkt hat.