"‘Hey, ich bin der Jupp!‘

Jupp hatte einen außergewöhnlichen Wunsch: einmal im Leben einen Löwen, das faszinierendste Tier für ihn, streicheln zu können. Obwohl ich schon viele Wünsche erfüllt habe, war das Streicheln eines Löwen eine völlig neue Erfahrung für mich.

Wir stiegen in den Wagen und machten uns auf den Weg. Mit nur wenigen, medizinisch bedingten Pausen erreichten wir am frühen Nachmittag den Bodensee. Bei einer entspannten Kaffeepause, begleitet von einem Stückchen Kuchen, erzählte uns Jupp aus seinem Leben. Dabei erwähnte er beiläufig, dass es am Bodensee viele schöne alte Kirchen gäbe. Solch eine Bemerkung sollte man in Anwesenheit motivierter Wunscherfüller nicht unbedacht äußern. Dank der Hilfe von Google fanden wir schnell ein kleines Kloster in der Nähe.

Nach einer kurzen Erfrischung ging es weiter. Nach etwa 15 Minuten erreichten wir Birnau, ein Zisterzienserkloster. Bingo! Die Begeisterung und Freude in Jupps Gesicht waren unübersehbar. Es wurde ein wunderbarer Nachmittag mit vielen Informationen über die Geschichte des Klosters. Doch auch Jupp brauchte mal eine Pause, und so fuhren wir zurück zum Hotel. Dort erwartete uns ein köstliches Abendessen, begleitet von ein oder zwei Geschichten aus seinem Leben. Danach war es Zeit, ins Bett zu gehen.

Am nächsten Morgen konnte Jupp seine Vorfreude beim Frühstück kaum verbergen. Heute sollte es passieren – er würde dem König der Tiere ganz nah sein und ihn berühren können. Wir fuhren zum Circus Krone und wurden herzlich empfangen. Direkt am großen Löwenauslauf konnten wir parken. Ich hatte den Wagen so positioniert, dass Jupp direkt vor den Löwen aussteigen konnte.

Dort stand er nun, der ‚kleine‘ Jupp, vor diesen imposanten Tieren. Im Gegensatz zu ihm lagen die Löwen ganz entspannt in der Sonne und zeigten keine Anzeichen von Unruhe. Der Dompteur erschien, begrüßte insbesondere Jupp herzlich und dann ging es auch schon los. Mit einem Stück Fleisch an einem langen Stock lockte Jupp den imposanten Löwen Leo zum Zaun. Jupp war beeindruckt, als sich der Löwe vor ihm aufrichtete. Trotz Jupps 160 Zentimetern ragte der aufgerichtete Löwe locker 300 Zentimeter in die Höhe. Ein respekteinflößender Anblick.

Mit erneutem Einsatz des Fleisches schmiegte sich der ‚Kater‘ an den Zaun und ließ sich von Jupp die Mähne kraulen. Ich hatte das Gefühl, dass sowohl Jupp als auch der Löwe diesen Moment genossen. Anschließend streckte Jupp seine flache Hand durch den Zaun, und der Löwe stupste und leckte seine Hand. Später erzählte Jupp von dem extrem heißen Atem des Löwen.

Auf Jupps Bemerkung, dass es auch weiße Löwen gibt, ließ sich das Team des Circus Krone nicht lange bitten und brachte eine weiße Löwin zum Zaun. Nun war Jupp vollends begeistert. Mit Tränen in den Augen genoss er die Nähe und kurzen Berührungen dieser majestätischen Lady, auch wenn sie sich nicht gerade ‚ladylike‘ verhielt und ihre schlechte Laune deutlich zeigte. Der Chef rief relativ schnell zum Rückzug auf.

Nach der abschließenden Besprechung und Verabschiedung, bei der viele Worte des Dankes ausgesprochen wurden, konnte man Jupps emotionale Anspannung deutlich spüren. Wir zogen uns in unseren ‚Schutzraum‘ Wünschewagen zurück, da Jupp drohte, zusammenzubrechen. Die starken Emotionen und die Freude über das Erlebte waren eine Herausforderung für Jupps Kreislauf. Mit Ruhe, etwas frischer Luft und viel Zeit erholte sich Jupp jedoch wieder und kam allmählich zu alter Form zurück.

Nun stand uns die Rückreise bevor, und gegen 19:00 Uhr waren Jupp und seine ‚gute Fee‘ wieder wohlbehalten in ihrer gewohnten Umgebung. Nach einer herzlichen Umarmung, vielen Dankes- und liebevollen Abschiedsworten war auch für uns die Reise zu Ende. Es war eine außergewöhnliche Erfahrung mit beeindruckenden Erlebnissen. Ich würde jederzeit wieder eine solche Reise unternehmen!“

Ein Bericht von Hans, Wunscherfüller aus dem Rheinland.