Seit fünf Jahren ist der „Wünschewagen Nordhessen" unterwegs, um schwerkranke Menschen am Ende ihres Lebens gut umsorgt an ihren Sehnsuchtsort zu bringen. Im August 2019 wurde das Fahrzeug, das beim ASB-Regionalverband Kassel-Nordhessen stationiert ist, eingeweiht. Seitdem haben über hundert Wunscherfüllerinnen und Wunscherfüller mehr als siebzig Herzenswünsche erfüllt.
Das fünfjährige Bestehen wurde im Messinghof in Kassel gefeiert. Unter den Gästen waren Schirmherrin Susanne Selbert, Regierungsvizepräsident Dr. Alexander Wachter, ASB-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller, ASB-Landesvorsitzender Ludwig Frölich, Wünschewagen-Teams aus Mainz, Münster, Erlangen und Essen mit Ralph Steiner, stellvertretender Vorsitzender des ASB Ruhr, der 2014 den ersten Wünschewagen in Deutschland ins Rollen brachte.
Der „Wünschewagen Nordhessen“ ist einer von 23 ASB-Wünschewagen in Deutschland, die von Spenden und ehrenamtlichem Engagement leben. Charlotte Krug und Thomas Haß, die sich seit zwei Jahren als Wunscherfüller engagieren, berichteten anlässlich des Festes von den besonderen Momenten, die sie mit ihren Fahrgästen erleben, von der Nähe, die in kurzer Zeit entsteht und der Dankbarkeit für das Glück, diese Momente erleben zu dürfen.
Die Geschäftsführerin des Regionalverbands, Judith Ehret, ist froh, dass es den Wünschewagen gibt: „Wir begleiten Menschen in allen Lebenslagen, und so auch am Ende eines Lebens. Der Wünschewagen wirkt hier bei uns in der Region. Nicht nur unsere Ehrenamtlichen haben ein Projekt gefunden, mit dem sie einem tiefen Bedürfnis, anderen zu helfen, nachkommen können. Auch Arbeitnehmende aus der Region schließen sich durch Firmenspenden oder Weihnachtsaktionen zusammen und helfen, dass wir Wünsche erfüllen können.“
Der erste Vorsitzende des Regionalverbands, Philipp Brake, betont, dass der Wünschewagen für alle eine Herzensangelegenheit ist. Er erinnert sich noch gut an die Anfänge, als das Projekt in der Region ins Leben gerufen wurde: „Die Unsicherheit, ob wir wirklich Ehrenamtliche und Unterstützer finden, wich spätestens mit der ersten Informationsveranstaltung. Der Saal platzte aus allen Nähten, und ab dem Tag war ich mir sicher, dass es von der Region mitgetragen wird.“
Ob ans Meer, ins Fußballstadion, zum Konzert oder nochmal nach Hause: „Jeder Wunsch, und sei er noch so klein, ist etwas Besonderes. Für unsere Fahrgäste ist er das Größte und bedeutet ihnen alles. Trotz der Herausforderungen, die Wunschfahrten mit sich bringen, setzen wir alles daran, Wege zu finden, um unseren Fahrgästen einen unvergesslichen Tag zu bereiten, an dem nicht die Krankheit im Vordergrund steht“, sagt Projektkoordinatorin Larissa Groffmann.
ASB-Hauptgeschäftsführer Fichtmüller erinnerte in seiner Ansprache an besondere Herzenswünsche, die das Wünschewagen-Team Menschen erfüllen konnte, denen nur noch Zeit für einen letzten Wunsch blieb: eine Wunschfahrt ans Meer für eine Hundertjährige, die noch einmal die Füße in ‚ihre‘ Ostsee tauchen wollte, für einen Mann, der noch nie am Meer war und einmal die Wellen und den Wind der Nordsee spüren wollte oder für jene, die sich von einem geliebten Menschen verabschieden wollten.
Zu den Wunscherfüllern gehört auch die zweite Vorsitzende des Regionalverbands, Sabine Schneider, die sich gern an ihre erste Wunschfahrt erinnert: „Wir fuhren unseren Fahrgast mit ihrem Mann zu einem Schloss und hatten das große Glück, bei herrlichem Wetter durch den Park spazieren und das Schloss besichtigen zu können. Die Sorgen, die ich zu Beginn der Fahrt hatte, wie der Tag wohl verlaufen würde, waren am Ende verflogen. Wir hatten es geschafft, für den Ehemann eine bleibende Erinnerung an einen Ausflug mit seiner schwerkranken Frau zu schaffen.“
Die Feier war für Susanne Selbert Anlass die Schirmherrschaft in andere Hände zu geben – nun, nachdem sie als Direktorin des Landeswohlfahrtsverbands Hessen in den Ruhestand getreten ist. Sie übergab ihr Amt an den Kasseler Regierungspräsidenten Mark Weinmeister. Den Staffelstab in Form eines plüschigen Miniatur-Wünschewagens nahm für ihn Regierungsvizepräsident Dr. Alexander Wachter entgegen. Beide dankten den zahlreichen Unterstützern des Projekts für ihr Engagement.
Auch Philipp Brake und Sabine Schneider vom Regionalvorstand danken allen, die helfen, die letzten Herzenswünsche wahr werden zu lassen: „Wir haben inzwischen aktive und passive Unterstützer, ein großes Netzwerk, das über die bisherigen Schnittstellen unseres Verbandes hinausgeht. Mein Dank gilt allen, die sich in unterschiedlichster Form für das Projekt engagieren“. Für Geschäftsführerin Judith Ehret ist es „ein Projekt aus der Region für die Region“.