Seniorentanznachmittag

„Am Sonntag trafen wir – Claudia, André und ich – uns in Kaufbeuren, um uns bei schönstem Wetter vormittags auf den Weg ins Ostallgäu zu machen. Dort wurden wir dann von unserem Fahrgast Franz* und seiner Frau Maria* empfangen. Franz ist schwer erkrankt, und kann nur wenige Schritte ohne seinen Rollstuhl gehen.

Er und seine Frau sind seit über 55 Jahren verheiratet und sind über Jahrzehnte ihrem gemeinsamen Hobby, dem Tanzen, nachgegangen. Sie haben es geliebt und sich in all den Jahren dadurch einen großen Freundeskreis aufgebaut. Die letzten Jahre sind sie immer wieder nach Landsberg gefahren und haben dort den Tanznachmittag, organisiert vom Seniorenbeirat Landsberg am Lech, besucht.

Genau dorthin machten wir uns also auf den Weg. Wir kamen pünktlich in Landsberg an und um 14 Uhr begann das Vergnügen. Vorher konnte Franz aber noch viele seiner Freunde begrüßen, die alle nach Landsberg gekommen waren, um diesen Nachmittag zusammen mit Franz und Maria zu verbringen. Bei Kaffee und Kuchen wurde viel geredet, gelacht, von alten Zeiten und gemeinsamen Erlebnissen erzählt. Franz, saß im Rollstuhl an dem großen Tisch und genoss jeden Moment. Auch wenn ihm das Sprechen sehr schwerfiel, unterhielt er sich so gut es ging mit seinen Freunden.

Franz wünschte sich eines seiner Lieblingslieder, das der Musiker dann auch spielte. Dies war mit Sicherheit der erste Höhepunkt dieses Nachmittags. Wir schoben unseren Fahrgast im Rollstuhl auf die Tanzfläche und seine Frau half ihm aus diesem heraus. Zusammen tanzten sie zum Lied ‚Sarah‘ von Andy Borg. Beide genossen es, für kurze Zeit dem Alltag zu entfliehen. Um das Tanzpaar bildete sich ein Kreis aus ihren Freunden, die sichtlich gerührt im Takt mitklatschten. Es war eine wahre Freude zu sehen und zu spüren, wie das Tanzpaar diesen Moment erlebte. Unter dem Applaus der Freunde setzte sich Franz sichtlich erschöpft, aber glücklich zurück in seinen Rollstuhl.

Beim nächsten Mal forderte Maria dann Wunscherfüller André zum Tanz auf und gemeinsam drehten sie einige Runden auf der Tanzfläche. Es dauerte dann eine Weile, bis der Musiker den zweiten Wunsch von Franz spielte. Er nahm wieder seine ganze Kraft zusammen und tanzte dazu mit seiner Frau. Diesmal war es sogar möglich, dass er selbst und ohne Hilfe stehen konnte. Die Zeit und der Nachmittag vergingen wie im Flug, schon bald waren drei Stunden Musik, Tanz und schöne Gespräche vorbei und der Musiker kündigte seine letzten Stücke für diesen Nachmittag an. Man merkte, dass Franz nochmal tanzen wollte und so drehte er mit seiner Frau erneut einige Runden zu der Musik. Als der Musiker dann ‚Engerl fliag ma net davo‘ von Claus Dittmar spielte, Maria ihren Franz in den Armen hielt und sie dazu tanzten, war das mit Sicherheit der gefühlvolle Höhepunkt des Nachmittags. 

Anschließend verabschiedeten sich alle Freunde von den beiden und wünschten alles Gute. Dies waren sehr bewegende und rührende Momente. Mir machten uns dann mit dem überglücklichen Paar auf den Weg zum Wünschewagen. Auf der Fahrt erzählte Maria viel von der Krankheits- und Leidensgeschichte von Franz. Um ungefähr 18:30 Uhr erreichten wir das Ostallgäu und halfen unserem Fahrgast wieder zurück in sein Haus. Sichtlich erschöpft und gerührt, aber sehr glücklich und dankbar für diesen Tanznachmittag mit Freunden verabschiedeten sich die beiden von uns.

Auf dem Rückweg nach Kaufbeuren waren wir uns einig, dass dies eine wunderschöne, sehr emotionale Wunschfahrt war. Wir drei hatten uns vorher noch nicht gekannt, sind uns aber sicher, dass wir wieder gemeinsam Wünsche erfüllen werden. Kurz vor 20 Uhr trennten sich unsere Wege wieder und jede:r von uns war auf dem Heimweg in Gedanken bei dieser Wunschfahrt.“

Ein Bericht von Roland Hämmerle, Wunscherfüller aus dem Allgäu.