Noch einmal auf alten Pfaden wandeln…

Stefan*, der mittlerweile im Hospiz Illertissen lebt, hatte den Wunsch geäußert, seine ehemalige Arbeitsstelle sowie einen in der Nähe gelegenen See noch einmal sehen zu wollen.

Und wieder zeigte es sich, dass die kleinen Wünsche oft die ganz großen sind, die die Menschen am Ende ihres Lebensweges beschäftigen. Die 150. Wunschfahrt unseres Teams aus dem Allgäu war eine solche:

Stefan*, der mittlerweile im Hospiz Illertissen lebt, hatte den Wunsch geäußert, seine ehemalige Arbeitsstelle sowie einen in der Nähe gelegenen See noch einmal sehen zu wollen. Im Vorfeld wurde es immer unsicherer, ob die Fahrt tatsächlich wie geplant stattfinden konnte, da sich der Zustand unseres Fahrgastes zunehmend verschlechterte. Aber wie wir es immer wieder erleben, so mobilisierte auch Stefan all seine Reserven und die Wunscherfüller*innen konnten wie geplant starten.

Da im Wünschewagen diesmal sogar zwei Plätze frei waren, konnten zwei seiner drei Töchter den schwerkranken Vater begleiten. Stefans früherer Arbeitsplatz ist der Omnibushersteller EvoBus GmbH in Neu-Ulm. Obwohl es unserem Fahrgast genügt hätte, noch einmal das Werk von außen zu sehen, empfand unser Team das doch als einen zu bescheidenen Wunsch. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Werkschutz öffneten sich die Tore, und der Wünschewagen durfte über das gesamte Gelände fahren. Dort konnten alle an den vielen dort parkenden Bussen, die alle einen unterschiedlichen Baufortschritt hatten, sehen, wie aus einem Gestell aus Rohren ein fertiger Bus entsteht.

Unser Fahrgast verfolgte alles mit wachen und interessierten Augen. Ist es nicht ein Segen, wenn man einen Beruf ausgeübt hat, der einen so begeistert, dass man auch noch Jahre später Erfüllung beim Besuch der alten Arbeitsstätte empfindet?

Weiter ging es an den in der Nähe gelegenen Angelsee, an dem sich alle stärken wollten. Da Stefan sich zu schwach für einen Lokalbesuch fühlte, wurde kurzerhand der Wünschewagen zum Picknickplatz umfunktioniert. Auf einem Stellplatz am Ufer des Sees konnten die Türen weit geöffnet werden, sodass Stefan vor dem kalten Ostwind geschützt war, aber gleichzeitig die Frühlingsluft genießen konnte. An sich war der Tag viel zu schön, um Abschied zu nehmen. Aber wenn er seinen geliebten See dafür in einer so schönen Erinnerung mit auf den weiteren Weg nehmen konnte…

Entgegen seiner vorherigen Planung fühlte unser Fahrgast sich doch stark genug, noch an seinem Haus in der Nähe vorbeizuschauen und einen kleinen Plausch mit der Nachbarin zu halten. Der anschließende Heimweg führte dann am Wohnort der restlichen Familie vorbei. An ein ausführliches Familientreffen war leider nicht zu denken, aber ein spontanes Treffen an einer Bushaltestelle war umsetzbar. Wie groß war die Freude auf beiden Seiten, als sie sich – zwar mit Abstand – nach langer Zeit wiedersehen konnten! Dieser Moment war besonders wertvoll, da im Hospiz zurzeit nur sehr eingeschränkt Besuch möglich ist. Und jetzt konnte er seine ganze große Familie auf einmal sehen und ihr aus dem Wünschewagen zuwinken. Die dabei entstandenen Fotos werden für Stefan im Hospiz wie ein wertvoller Schatz sein und die erlebten Augenblicke immer wieder lebendig halten.

Nun war es aber Zeit, unseren Fahrgast wieder im Hospiz Illertissen abzugeben. Sein Tag war lang, aufregend und sehr erfüllend, aber jetzt waren seine Reserven aufgebraucht.

Wir wünschen Stefan, dass die Begegnung mit lieb gewonnenen Orten und Personen ihm viel Kraft für seinen weiteren Weg gibt. 

*Name geändert