Auf der Hochzeit des Sohnes

Wunscherfüllerin Uta vom Team aus dem Allgäu berichtet von einer sehr emotionalen Fahrt an den Bodensee, wo eine schwerstkranke Mutter doch noch die Hochzeit des Sohnes erleben durfte.

„Manchmal beginnen Wunschfahrten schon sehr, sehr früh! So auch diese, bei der sich unser Fahrgast gewünscht hatte, bei der Hochzeit des Sohnes dabei sein zu können.

Da es sich hierbei nicht unbedingt um eine Kurzstrecke handelte, standen wir schon um 6 Uhr bei Anne* vor der Tür. Trotz der frühen Uhrzeit war sie bereits startklar, dadurch schon leicht erschöpft und vor allem aber auch nervös – wie es sich für eine Mutter des Bräutigams gehört. Da wir aber gut in der Zeit waren, konnten wir ihr die Aufregung ein bisschen nehmen und ganz in Ruhe die letzten Sachen einpacken. Nachdem auch ihre Schwester eingetroffen war, konnten wir starten, denn sie sollte die lange Fahrt an den Bodensee begleiten.

Direkt vor dem Standesamt parkend, wurden wir sehr herzlich vom Sohn unseres Fahrgastes empfangen. Im Standesamt, mit tollem Blick auf den Bodensee, ging dann alles ziemlich zügig von statten. Und doch hatte man das Gefühl, die Zeit bliebe für einige Minuten stehen. Der Raum war gefüllt mit glücklichen Gesichtern, liebevollen Blicken und voller überkochender Emotionen. Die Anwesenden strahlten solche

Glücksgefühle aus, dass kurzzeitig alle Sorgen vergessen schienen. Es war einfach schön.

Im Anschluss der Zeremonie strömten alle nach draußen und Anne umarmte sehr herzlich ihrem Sohn – manchmal sagen Gesten und Berührungen mehr als 1.000 Worte. Beide gingen Arm in Arm zum See und genossen die glücklichen Momente unter vielen Freudentränen. Da wir eine lange Sauerstoffleitung hatten, konnten sie auch diesen intimen Moment ganz ungestört auskosten. Als die Braut dazu kam, wurde sie herzlich mit den Worten: ‚Ich habe mir schon immer eine Tochter gewünscht, jetzt habe ich eine!‘ mit einbezogen. Dieser Moment gehörte unserem Fahrgast und dem frisch vermählten Brautpaar ganz alleine...

In der Zwischenzeit hatte die Gesellschaft auf der Wiese einen Sektempfang aufgebaut, zu dem auch wir herzlich eingeladen wurden. So konnten wir der sehr emotionalen Rede des Brautvaters zuhören. Zum Glück hatten wir vorsichtshalber unseren Pflegerollstuhl mitgenommen, denn den brauchte unser Fahrgast jetzt doch immer öfter, um kurz durchschnaufen zu können. Da kam die Fahrt im Wünschewagen zur Lokalität der Feier ganz recht. Immerhin eine ¾ Stunde Zeit, um die ersten Eindrücke sacken zu lassen und ein bisschen Kraft für die Feier zu sammeln. So schmeckte ihr dann sogar etwas Salat und vor allem der Nachtisch. 😊

Schließlich merkte man ihr aber den Trubel und die Anstrengung an, sodass wir uns mit ihr im Pflegerollstuhl etwas entfernten. In der Ruhe äußerte sie den Wunsch, dass sie mit ihrem Sohn gerne an den Steg gehen würde. Und als ob er es gehört hätte, stand er plötzlich bei uns, sodass wir gleich starteten. Ein inniger Moment zwischen Mutter und Sohn, der ihr sicher auf dem vor ihr liegenden Weg viel Kraft geben würde und den ihr niemand mehr nehmen können würde.

Aber irgendwann kommt immer der Punkt des Abschieds und die Zeit der Heimfahrt.

Nach sehr liebevollen und äußerst dankbaren Worten an alle verabschiedete sich ihr Sohn von uns. Er und seine Frau begleiteten uns noch zum Fahrzeug. Es war für alle ein unbeschreiblich schöner Moment, den ich gar nicht in Worte fassen kann. Auf der Heimfahrt wurden nochmal alle Kraftreserven gesammelt, denn Anne wollte auf keinen Fall ihre Contenance verlieren. Wieder zuhause angekommen, war sie sehr glücklich über den Tag. Sie sagte zu uns: ‚Ich möchte gerne in Worte fassen, wie glücklich ich gerade bin. Aber es gibt keine Worte, die meine unglaublichen Glücksgefühle beschreiben könnten.‘

Nun doch sehr erschöpft, begleiteten wir sie zu ihrem Sofa, verabschiedeten uns und überreichten ihr unser kleines Fotoalbum. Auch die Hochzeitsfotografin war von der Feier zwischenzeitlich heimlich zum Drogeriemarkt gefahren und hatte erste Bilder entwickeln lassen. Für das Brautpaar als Zusatz ihres Geschenkes und für unseren Fahrgast als Erinnerung ein kleines Fotoalbum. Sogar an uns Wunscherfüller:innen hatte sie gedacht.

Am Ende einer Wunschfahrt geht einem der vergangene Tag noch oft durch den Kopf. Hatte man an alles gedacht? Ist der Wunsch Wirklichkeit geworden? Wie geht es dem Fahrgast jetzt? Hätte man etwas besser machen können? Am Ende dieses Tages konnten wir mit vollster Zufriedenheit sagen: Ja, wir konnten unserem Fahrgast seinen letzten Wunsch erfüllen und durften ihn durch einen sehr schönen und harmonischen Tag begleiten! Danke!“

*Name geändert