Wunschfahrt ans Meer

„Marlies wollte so gerne noch einmal ans Meer. Aber nicht allein, sondern ihr Sohn Alexander, Schwiegertochter Laura sowie auch die Enkelkinder Erik und Finnja sollten dabei sein!

Umso glücklicher war sie, als wir im Hospiz ankamen, um sie mit dem Wünschewagen abzuholen. Wir wurden sehr freundlich begrüßt und zum Zimmer von Marlies geführt. Fünf Augenpaare schauten uns erwartungsvoll an: Marlies und ihre Familie, die bereits vor Ort war. Meine Kollegin Andrea und ich stellten uns vor, beantworteten anstehende Fragen und schon war das Eis gebrochen.

Marlies erzählte uns leise, dass sie vor Aufregung schon seit vier Uhr wach sei und den Start Richtung Meer kaum erwarten könne. Mit allem, was für Marlies während des Tages dringend benötigt wurde, machten wir uns schließlich auf den Weg zum Parkplatz. Ob das Wetter mitspielen würde? Immer wieder schauerte es...

Laura und Finnja fuhren im Wünschewagen mit, Alexander und Erik folgten im PKW. Die Fahrt verlief sehr gut und um 11.30 Uhr erreichten wir das Meer. Da bis zum geplanten Mittagessen noch viel Zeit war, die Sonne schien und Marlies ihre Nase gern in den Wind halten wollte, blieben wir direkt am Wasser. Es wurde viel erzählt, gescherzt, gelacht. Marlies war rundum glücklich!

Plötzlich sagte sie: ‚Wir wollen Fotos machen, aber wie sehe ich denn aus? Mit dieser Mütze – habe ich keine Haare?‘ Ich stand neben ihr und antwortete: ‚Wenn ich sie unter Deiner Mütze hervorhole, schon...‘

Gesagt, getan und lautes Gelächter ertönte. Und die Haare von Marlies wehten endlich im Wind. Immer wieder hörten wir Marlies leise sagen: ‚Es ist so schön, ich bin so froh und weiß gar nicht, wie ich das Grinsen aus meinem Gesicht bekommen soll.‘ Wie zufrieden und glücklich sie aussah – mit zeitweise geschlossenen Augen – ergreifend!

Erik und Finnja liefen ans Wasser, um etwas Sand und einige Muscheln zu holen. Alexander gab seiner Mutter etwas Sand in die Hand und sie ließ ihn durch ihre Finger rieseln. Gänsehaut…

Dann fing es an zu regnen, passend zur Mittagessenszeit. Marlies bekam den Platz am oberen Ende der Tafel im Restaurant, selbstverständlich mit Blick auf das Meer. Schließlich aßen alle mit großem Appetit und ließen es sich schmecken. Als das Mahl beendet war, gab es eine Familienzeit und wir gingen ein wenig auf Abstand. Nach einer Weile kam Laura und bat um Aufbruch. Marlies war sehr müde, brauchte dringend Ruhe. So machten wir uns langsam auf den Rückweg.

Nun fuhren Erik und Finnja im Wünschewagen und unter dessen Sternenhimmel mit uns. Es dauerte nicht lange und im Fahrgastraum wurde es sehr ruhig. Alle drei schliefen tief und fest!

Zurück im Hospiz wurden wir und vor allem Marlies herzlich empfangen. Die Verabschiedung war für alle sehr emotional: Marlies, eben noch völlig erschöpft, blühte auf, strahlte und bedankte sich (ebenso wie ihre Familie) mit Tränen in den Augen für diesen wunderschönen, gelungenen Tag.

Ich sagte zu ihr: ‚Marlies, wir sind so froh, dass wir diesen Wunsch mit Dir gemeinsam erleben durften!‘ ‚Ich auch‘, antwortete sie und drückte fest meine Hand.“ 

Ein Bericht von Elfriede Hagedorn, Wunscherfüllerin aus Westfalen.