Patricks Tag – oder was viele Wunscherfüller erreichen können...

„Eigentlich sah alles nach einer klassischen Wunschfahrt aus: Der Fahrgast möchte mit seiner Familie noch einmal in Laboe zum Picknick an den Strand. Aber schon bei Auswertung der Unterlagen zeigt sich das erste Problem. Wie spricht man einen Nachnamen aus, der fast nur aus Konsonanten besteht?

Patricks Schwägerin, mit der ich die ganze Fahrt plante, konnte mich beruhigen: ‚Sagen Sie einfach Patrick – wir sind da ganz locker.‘ Ok, also nur Patrick! Die Fahrt war schnell geplant und ein Team für diesen Tag gefunden. Und dann zeigte sich, dass man trotz aller Widrigkeiten einen letzten Herzenswunsch erfüllen kann, wenn alle Hand in Hand arbeiten.

Unser Wunscherfüller Jason sollte Patrick und seine Frau um 14 Uhr in Kronshagen abholen. Um 13.45 Uhr kam die Hiobsbotschaft. Reifenplatzer auf der Autobahn! Erster Gedanke: Hoffentlich ist Jason nichts passiert. Zweiter Gedanke: Hoffentlich hat das Auto keinen weiteren Schaden genommen. Dritter und schrecklichster Gedanke: Ich muss die Wunschfahrt absagen! Das ist wohl das Schlimmste, was einem als Koordinatorin passieren kann – die Fahrgäste zu enttäuschen.

Aber Patricks Familie wollte nicht so schnell aufgegeben. Gäbe es nicht noch Hoffnung, den Wagen schnellstmöglich zu reparieren und doch noch zu fahren? Sie würden alle in Kronshagen auf uns warten. Zwischenzeitlich gehe man eben ein wenig spazieren.

Also wurde unsere zweite Wunscherfüllerin Anette im Standby gehalten, um auf Abruf zur Familie zu fahren. Währenddessen machte Jason den (sehr zeitig eingetroffenen) Werkstattmitarbeitern klar, was es mit dem Wünschewagen auf sich hat und warum wir unbedingt und sofort einen neuen Reifen brauchen. Und tatsächlich! Die beiden Mechaniker ließen alles stehen und liegen, um uns wieder auf die Straße zu bringen. Zwischenzeitlich hielt ich zu allen Parteien telefonischen Kontakt, um über den neuesten Entwicklungsstand zu informieren.

Und dann war es soweit: Mit knapp zwei Stunden Verspätung kamen Wagen und Wunscherfüller bei Patrick an. Trotz der langen Wartezeit waren alle überglücklich, dass nun sein letzter Herzenswunsch endlich in Erfüllung gehen sollte. Und Glück im Unglück – durch die Anreise am späten Nachmittag war es auch nicht mehr so furchtbar heiß. Es wurde am Strand ein passendes Plätzchen gesucht, das Patrick mit seinem brandneuen Pflegerollstuhl befahren konnte, und dann wurden Handtücher, Decken und ein Picknick ausgebreitet.

Jason und Anette zogen sich ein wenig zurück, um den vielen Familienmitgliedern und Freunden genügend Raum zu lassen, um ganz bei Patrick zu sein. Eine Wunschfahrt ist immer mit vielen Emotionen verbunden, besonders wenn der Fahrgast noch sehr jung ist.

Der bewegendste Moment war für alle, als sein guter Freund ihm Sand in die fast leblose Hand drückte, und er die Finger noch einmal bewegte, um den feinen, warmen Ostseesand hindurchrieseln zu lassen. Manchmal sind es eben die ganz kleinen Dinge, die eine Fahrt dann doch so besonders machen…

Besonders beeindruckend fand ich den Einsatz aller Beteiligten, um die Wunschfahrt unter allen Umständen stattfinden zu lassen. Jason, der trotz seines Schreckens die Fahrt weiterführte. Anette, die geduldig auf ihren Einsatz wartete. Die Mechaniker, die die schnelle Reparatur ermöglichten. Und ganz besonders Patricks Freunde und Familie, die das bange Warten in Kauf nahmen, um seinen letzten Wunsch wahr werden zu lassen. So wurden dann alle ein wenig zu Wunscherfüllern.

Wie sich herausstellte, war es der optimale Zeitpunkt, denn in der darauffolgenden Woche verstarb Patrick – hoffentlich mit dem Gedanken an warmen Ostseesand.“ 

Ein Bericht von Birgit Priedemann, Koordinatorin unseres Teams aus Schleswig-Holstein.